1289. Juli 30.

3 Kal. Aug.

Ruteni terram Slezie intraverunt et circa Nizam et Grotkowe predam hominum tulerunt et in terram suam deduxerunt.

Ann. Cisterciens. in Heinrichow A. (Mon. Germ. XIX. 545) B. hat noch quam plures occiderunt. Dass dieser Einfall eine Folge der von den Schlesiern im Anfange dieses Jahres erlittenen Niederlagen war, dürfte wohl kaum zu bezweifeln sein. Mit dieser Notiz dürfte dann wohl auch die zweite der beiden in der Urkunde vom 10. November 1290 angef. tapferen Vertheidigungen Ratibors gegen Feinde, die einen räuberischen Einfall gemacht, in Verbindung zu bringen sein. Und dies wiederum dürfte zusammenfallen mit dem Ereignisse, von welchem eine allerdings erst jüngerer Zeit enstammende Inschrift in der sogen, polnischen Kapelle der Pfarrkirche zu Ratibor berichtet (mitgetheilt von Pinzger in Ledeburs Archiv II. 226), als einstmals Ratibor von den Scythen bedrängt worden, die Bürger aber tapfer Widerstand geleistet hätten, sei der heil. Marcellus in der Luft erschienen, und der Anblick seines geschwungenen Streitkolbens habe die Scythen geschreckt. Dass hier derselbe Vorfall gemeint sei wie in der Urk. von 1290 Nov. 10. (nämlich die zweite der dort angef. Vertheidigungen), erscheint um so wahrscheinlicher, als sich hier schon eine Anspielung auf einen wunderbaren Hergang findet. Dann aber kann das in der Inschrift beigesetzte Jahr 1290 nicht richtig sein, da in diesem Jahr die gemeinsame Regierung der beiden Brüder aufgehört hatte. Wahrscheinlich ist die Inschrift erst nach, resp. aus der Urk. von 1290 angefertigt und das Jahr der letzteren dann gedankenlos mit herübergenommen worden.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1886; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 3: Bis zum Jahre 1300. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.